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Orthopädisches Krankenhaus Schloss Werneck
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97440 Werneck
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Herr OA Dr. Engelmaier, können Sie Ihr Behandlungskonzept in einem Satz zusammenfassen?
Wiederherstellung und Erhalt der Mobilität und Selbständigkeit des Patienten unter Einsatz bestmöglicher Implantate aus modernstem Werkstoff mit ausgereiften Instrumenten nach sorgfältiger Vorbereitung des Patienten und Planung der Operation.
Wie viele Operationen dieser Art führen Sie im Jahr durch?
Wir haben im vergangenen Jahr 1246 Hüften mit Erstimplantaten zementfrei versorgt. Wechseloperationen an der Hüfte wurden 140 vorgenommen und damit 10,10 Prozent. 1044 Patienten erhielten ein künstliches Kniegelenk,89 Patienten unterzogen sich einer Wechseloperation am Knie, also 7,86 Prozent. Die Sorge, die man noch in den vergangenen Jahren hatte, die Wechseloperationen könnten 25 Prozent betragen, hat sich somit bei weitem nicht erfüllt.
Wann muss man diese Operationen durchführen?
Wenn ein Patient nach Jahren weitgehender Beschwerdefreiheit nach einer Hüft- oder Knieoperation erneut über Schmerzen klagt, so muss dies einen hellhörig machen. Eine dezidierte Befragung und klinische Untersuchung in unserer Spezialsprechstunde zusammen mit einem hochwertigen Röntgenbild führt im Regelfall zur Diagnose. Weiterführende bildgebende Untersuchungen sind nur im Ausnahmefall notwendig. Besteht der Verdacht auf eine infektbedingte Erkrankung führen wir zusätzlich eine Punktion des betroffenen Gelenkes zur Sicherung der Bakterien und Feststellung der Antibiotikaempfindlichkeit durch. Bei einer Lockerung, verschleissbedingten Reaktionen oder schleichenden Infekten sehen wir die Notwendigkeit einer Operation. Was nicht in Ordnung ist, muss in Ordnung gebracht werden, um weiteren Schaden zu vermeiden.
Sind vor der Operation weitere Dinge zu beachten?
Jede Operation und ganz besonders eine Wechseloperation müssen sorgfältig vorbereitet werden, um das Operationsrisiko soweit wie möglich zu senken. Hierzu gehört eventuell eine internistische Voruntersuchung, gegebenenfalls auch die Überprüfung der Herzschrittmacherfunktion.
Zusätzlich nehmen wir Einblick in den Patientenprothesenpass oder besorgen uns den alten Op-Bericht. 95 Prozent der notwendigen Implantate für die Wechselsituation haben wir als Spezialklinik ständig vorrätig, der Rest wird vor der Operation besorgt, immer mit dem Vorsatz, alle Eventualitäten zu bedenken.
Welche Risiken gibt es bei dieser Operation?
Die Risiken sind ähnlich wie die beim Ersteinbau, nur sind sie zahlenmäßig höher. So ist zum Beispiel das Risiko für Infektionen und das Ausrenken des Hüftgelenkes eher im Prozentbereich zusehen, während es bei den Erstimplantationen im Promillebereich liegt. Auch Knochenbrüche oder die Möglichkeit, dass die Prothese nicht fest wird, sind möglich. Dennoch sind fast alle diese Komplikationen heute beherrschbar.
Welche Narkoseformen sind möglich?
Auch Wechseloperationen sind sowohl in Vollnarkose als auch in rückenmarksnaher Teilnarkose möglich. Einzelheiten sollten hierzu mit dem Narkosearzt besprochen werden. Lediglich bei aufwendigen Wechseloperationen rät man auch aufgrund der Operationslänge zur Vollnarkose. Bei Knieoperationen wird zusätzlich ein Schmerzkatheter mit Schmerzpumpe gelegt.
Braucht man immer Blutkonserven bei der Operation?
Liegt keine bakterielle Infektion des zu operierenden Gelenkes vor, so kann das bei der Operation verlorene Blut gesammelt und aufbereitet werden. Dieses wird dem Patienten dann wieder zugeführt. So kann bei weniger ausgedehnten Wechseloperationen auf Fremdblutgabe verzichtet werden.
Welche spezielle Techniken wenden Sie an?
Die Ausdehnung und Länge einer Wechseloperation kann sehr unterschiedlich sein. So haben wir an Hüfte und Knie unterschiedliche Vorgehensweisen.
An der Hüfte reicht es teilweise aus, Verschleißteile wie den Kunststoffeinsatz in der Hüftpfanne und den sich darin bewegenden Hüftkopf auszutauschen, ohne die im Knochen verankerte Metallpfanne oder Metallschaft auszuwechseln.
Man kann dabei auch mit größerem Kopfdurchmesser arbeiten, um das Ausrenkrisiko zu minimieren. Auch isolierte Pfannen – und Schaftwechsel sindmöglich, auch mit Schaftverlängerungen oder Metallanbauten an den Pfannen, um große Knochendefekte zu überbrücken. Hierbei wird stets eine zementfreie Verankerung im Knochen angestrebt, mit Metallen wie Titan oder Tantal, die ein besonders gutes Einwachsverhalten im Knochen haben. Häufiger kommt zusätzlich Knochen aus unserer Knochenbank zum Auffüllen großer Defekte zum Einsatz.
Auch am Kniegelenk gibt es Situationen, wo es genügt den Kunststoffeinsatz hinter der Kniescheibe oder zwischen Oberschenkelrolle und Schienbeinkopf bei entsprechenden Verschleiß auszutauschen. Hier gibt es zusätzlich die Möglichkeit in Millimeterabstufungen ein höheren Einsatz zu wählen, um dadurch die Stabilität des Gelenkes zu verbessern.
Beim Austausch der im Knochen verankerten Prothesenteilen haben wir in Abhängigkeit des noch bestehenden Bandapparates unterschiedliche Prothesenmodelle fest im Haus, um eine individuelle Lösung zu erzielen.
So stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, die im Extremfall auch eine Versorgung von Knie- und Hüftgelenk mit einem Prothesensystem, den Oberschenkelknochen überbrückend, ermöglichen.
Wie ist die Nachbehandlung?
Diese ist im Gegensatz zur Erstimplantation sehr individuell. Streben wir bei der Erstimplantation bei zementfreien Hüftprothesen und zementierten Knieprothesen eine zügige Vollbelastung an, so ist die Situation nach einem Wechsel sehr unterschiedlich. Auch hier verankern wir die Hüftprothese zementfrei, die Knieprothesen werden gelenknah zementiert, die Verankerung im Röhrenknochen ist oft zementfrei. Je nach Ausdehnung der Knochendefekte, der Notwendigkeit des Aufbaus mit Bankknochen und der Festigkeit der Verankerung resultiert daraus eine verlängerte Teilbelastung an Unterarmgehstützen über 6 Wochen. Im Regelfall kann dennoch bereits am Folgetag nach der Operation mit der Mobilisierung begonnen werden, womit auch der Gang zur Toilette gewährleistet ist.
Gerade nach einer Wechseloperation sollte eine Nachbehandlung in einer Rehaklinik erfolgen. So hat sich vor allem für Patienten aus der Region die stationäre Reha in Kliniken in Bad Kissingen und Bad Bocklet bewährt, da dort einmal pro Woche Visiten von einem Oberarzt unserer Klinik vorgenommen werden. In diesen Rehakliniken wird auch nach Wechseloperationen bei betagten Patienten die eigenständige Versorgung nach der Reha im bisherigen Umfeld angestrebt.
Wie lange ist man arbeitsunfähig?
Auch dies ist bei Wechseloperationen je nach Ausdehnung des Eingriffes eher individuell. Die meisten Patienten sind in der Wechselsituation bereits im Rentenalter. Patienten, die noch im Erwerbsleben stehen, sind oft körperlich fit, sodass bei einem Großteil die Zeit der Arbeitsunfähigkeit nicht länger wie bei der Erstimplantation ist.
Warum sollte man für diese Operation in eine Spezialklinik?
Die Notwendigkeit und Einschätzung einer Wechseloperation erfordert viel ärztliche Erfahrung und logistisch eine große Vorratshaltung unterschiedlicher Prothesensyteme und Kombinationsmöglichkeiten. Deshalb kommt nur eine Spezialklinik in Frage.
Ihr persönlicher Rat an die Patienten?
Wenn der Patient nach dem Einbau eines künstlichen Gelenkes anhaltend Probleme hat oder nach einem schmerzfreien Intervall eventuell von Jahren wieder Schmerzen bekommt, sollte der Patient eine Abklärung durch einen Facharzt anstreben. Bei Verdacht auf Probleme durch die Prothese bieten wir eine spezielle Sprechstunde an. Die frühzeitige Behebung von Problemen verhindert aufwendige Rekonstruktionen. Deshalb sollte man rechtzeitig bei ersten Beschwerden eine Kontrolluntersuchung vereinbaren.