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Prof. Dr. med. Christian Hendrich
Ärztlicher Direktor
T:  09722 - 21 1403
F:  09722 - 21 1447

Stammzellen

Herr Prof. Hendrich, Werneck hat in Deutschland die meisten Stammzelltransplantationen in der Orthopädie durchgeführt. Können Sie in einem Satz sagen, was Stammzellen im orthopädischen Bereich leisten?

Mit den von uns verwendeten Vorläuferzellen aus körpereigenem Knochenmark können wir Knochen- und neuerdings auch Knorpelverluste biologisch wieder aufbauen.



Wieviele solcher Prozeduren haben Sie in Werneck durchgeführt?

Wir überblicken mittlerweile mehr als 500 Prozeduren.



Wann braucht man Stammzellen, wann muss man operieren?

Wir haben da 3 goldene Regeln:

  • Stammzellen kommen dann zum Einsatz, wenn der Körper eine Heilung von alleine nicht schafft.
  • Stammzellen kommen nur dann zum Einsatz, wenn wir selbst sie in der gleichen Situation auch haben wollen.
  • Wir setzen Stammzellen nur im Rahmen von Operationen und nicht bei Kindern ein.

Gibt es spezielle Risiken?

Das größte Risiko ist zunächst einmal der Misserfolg. Stammzellen kommen ja ausschließlich bei besonders schwierigen Ausgangssituationen zum Einsatz, bei denen das Risiko eines Misserfolgs bereits sehr hoch ist. Theoretisch kann durch die Entnahme von Knochenmark aus dem Becken eine vorbestehende Infektion oder Krebserkrankung aktiviert werden. In der Praxis ist dies eher eine theoretische Möglichkeit. Eine überschießende Knochenneubildung haben wir bisher nicht beobachtet. Ein überschießendes Knorpelwachstum durchaus. Dadurch, dass es sich um körpereigene Zellen handelt, die in 15 Minuten im OP aufbereitet und wieder zurückgegeben werden, entfällt in meinen Augen jegliches Allergie- und Laborrisiko.
Über alle Möglichkeiten und Risiken werden unsere Patienten vor der Operation noch einmal schriftlich und mündlich ausführlich aufgeklärt.



Unbenannt Kopie_bearbeitet-1Wie geht die Therapie genau vor sich?

Zunächst wird in der Narkose mit einer Nadel vom Beckenkamm Knochenmark entnommen, wie bei einer Knochenmarkspende. Durch die Narkose spürt der Patient davon nichts. Das Knochenmark wird in einer Maschine im OP aufbereitet. Nach 15 Minuten liegen die körpereigenen Vorläuferzellen in einer kleinen Spritze vor, die an den Operateur gegeben wird. In dieser Spritze befindet sich ein Gemisch von Zellen. Echte Knochenmarkstammzellen, aber auch viele Blutstammzellen und Vorläuferzellen der Gefäßneubildung.



Was muss man sich unter einem Knochenverlust vorstellen?

Einer der Einsatzgebiete sind Knochendurchblutungsstörungen. Wenn man diese nicht behandelt, stirbt der Knochen ab und bricht. Ein typisches Beispiel ist die Durchblutungsstörung der Hüfte, die sogenannte Hüftkopfnekrose. Wir bohren die Durchblutungsstörung durch die Haut an und spritzen die Stammzellen ein. Die Stammzellen bilden wieder neuen Knochen und können die Durchblutungsstörung rückgängig machen.



Sie setzen die Stammzellen auch bei schlecht heilenden Knochenbrüchen ein?

Hier können z. B. Defekte nach Unfällen oder Brüche mit zertrümmerten Knochenstücken vorliegen. Wir stabilisieren den Bruch mit einer Platte oder einem Nagel und lagern möglicherweise Kunstknochen an. Die Stammzellen werden dann auf den Kunstknochen gegeben und bilden dort neuen körpereigenen Knochen.



Was ist bei Knorpeldefekten?

Das funktioniert genauso, wie wir früher Knorpelzellen im Labor gezüchtet haben, um sie dann nach 2 bis 3 Wochen als Gel dem Patienten in seinen Knorpeldefekt einzukleben. Wenn ein geeigneter Knorpeldefekt vorliegt, wird der Defekt gereinigt und der Untergrund angebohrt.

VliesIn den Defekt kommt ein Vlies aus der Knorpelgrundsubstanz Hyaluronsäure. In dieses Vlies werden dann die Stammzellen eingebracht. In den Kontrollkernspinuntersuchungen bildet sich innerhalb von 3 Monaten ein Ersatzknorpel. Wir überblicken jetzt etwa 20 erfolgreiche Prozeduren.



Was ist der wesentliche Vorteil?

Der Patient hat nur eine Operation, früher waren es zwei. Durch die körpereigenen Zellen entfällt jegliches Labor- und Allergierisiko und – es scheint auch bei Patienten über 50 Jahren zu funktionieren.



Wann können Sie die Stammzellen nicht mehr nehmen?

Wenn sich das Gelenk bereits mit einer Arthrose also einem generellen Gelenkverschleiß auseinandersetzt. Diesen Gelenkverschleiß können die Stammzellen auch beim besten Willen nicht rückgängig machen.

Wie ist die Nachbehandlung?

Bei einer Anbohrung muss der angebohrte Knochen für 4 Wochen entlastet werden, anschließend für 4 bis 8 Wochen zunehmend teilbelastet. Bei einem Knorpelaufbau ist die Teilbelastung bis zur 6. Woche und die Bewegungsschiene zweimal täglich entscheidend.



Wie lange sind Ihre Patienten arbeitsunfähig?

Das hängt wie immer vom Beruf des Patienten ab – bei einem Schreibtischtäter ist von einer Krankheitsdauer von 2 bis 4 Wochen auszugehen, bei körperlicher Arbeit bis zu 3 Monaten, in Abhängigkeit vom Heilverlauf natürlich unter Umständen auch länger.



Und Sportfähigkeit?

Das ist ebenfalls individuell vom Heilverlauf abhängig. Mit Kontaktsportarten sollten zwischen 6 und 12 Monaten gewartet werden.

Warum sollte man mit den von Ihnen genannten Krankheitsbildern in eine Spezialklinik gehen?

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Hier handelt es sich immer um Sondersituationen, die sehr individuell behandelt werden müssen. Daher ist es zweckmäßig, sich eine Klinik auszusuchen, in der alle Möglichkeiten der Bildgebung einschließlich Computertomographie und Kernspintomographie und alle Behandlungsmöglichkeiten vorhanden sind.


Ihr Rat an die Patienten?

Bei Knochendurchblutungsstörungen oder Knochendefektsituationen hat man alle Zeit der Welt, die Behandlung sorgfältig zu planen. Stammzellen sind kein Allheilmittel, sie schaffen aber häufig dort eine Heilung, wo der Körper es alleine nicht schafft.
 

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Sekretariat Prof. Dr. med. Hendrich
Tel: 09722 - 21 2020
Fax: 09722 - 21 1447

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Mo. - Do. 8 - 16 Uhr
Fr. 8 - 12 Uhr
 

Tanja Heigl
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