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Orthopädisches Krankenhaus Schloss Werneck
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Herr Dr. Oswald, wie oft wird in Ihrer Klinik das Kreuzband operiert?
Das Kniegelenk ist vor allem beim Fußballspielen und beim Schifahren ein sehr beanspruchtes Gelenk. Daraus resultieren die Knieverletzungen auch unter Beteiligung des vorderen Kreuzbandes. So führten wir an unserer Klinik im abgelaufenen Jahr über 786 Kniearthroskopien durch, bei mehr als 100 Patienten wurde eine Kreuzbandoperation vorgenommen.
Können Sie in einem Satz Ihr Behandlungskonzept beschreiben?
Zeitnahe umfassende Diagnostik, schonende Operation in Schlüssel-Loch-Technik, Mitberücksichtigung der Kollateralschäden in einem individuellen Behandlungsplan zur Wiedererlangung der Alltags- und Sportfähigkeit.
Wann muss man diese Operation durchführen?
Der Riss des vorderen Kreuzbandes bedeutet stets eine komplexe Knieverletzung, bei dem auch andere wichtige Strukturen wie Gelenkkapsel, weitere Bänder, Meniskus, Muskeln, Sehnen und der Knorpel in unterschiedlichen Ausprägungsgraten Schaden nehmen. Gerade die Schwere der erlittenen Knorpelquetschung ist für die Langzeitprognose des Kniegelenkes entscheidend. Deshalb ist ein stabiles Kniegelenk und damit die Versorgung des vorderen Kreuzbandes wichtig, um dem vorzeitigen Gelenkverschleiß zuvorzukommen. Im Regelfall ist eine Kreuzbandoperation bei Patienten mit schon deutlichem Knorpelverschleiß nicht mehr zielführend, bei all den anderen umso wichtiger.
Welche Risiken gibt es bei der Operation?
Wie bei jeder anderen Operation fürchtet man die Infektion und die Thrombose. Diese Komplikationen sind glücklicherweise aufgrund der Sorgfalt und individualisierten Nachbehandlung nur Einzelfälle und so niedrig, dass sie in Prozentzahlen nicht zu fassen sind.
Welche Narkoseformen sind möglich?
Man kann den Eingriff sowohl in Vollnarkose, als auch in rückenmarksnaher Teilnarkose durchführen. Hier ist es sinnvoll, die Narkoseform vor dem Eingriff genau mit dem Narkosearzt zu besprechen und mit Ihm gemeinsam zu entscheiden.
Welche speziellen Techniken wenden Sie an?
Die Kreuzbandoperationen werden arthroskopisch, also in Schlüssel-Loch-Technik mit dünnen Sonden und hochauflösender Kamera durchgeführt. Über einen kleinen Schnitt an der Schienbeinkopfinnenseite wird eine von drei hier ansetzenden Sehnen, die sogenannte Semitendinosussehne entfernt. Nach genauer Festlegung der Ansatzpunkte des vorderen Kreuzbandes werden mit einem feinjustierten Zielgerät Knochenbohrkanäle angelegt, die gewonnene, präparierte Sehne eingezogen und mit Stiften und Schrauben aus Biomaterial stabil im Knochen verankert. Die Sehne wächst dann in den nächsten Wochen im Knochen ein, das Biomaterial löst sich über Monate hinweg auf, sodass abschließend eine körpereigene Sehne das vordere Kreuzband ersetzt, was man als Kreuzbandplastik bezeichnet.
Wieviel Schmerzen hat man nach der Operation?
Früher musste man diese Operation über einen großen Schnitt machen, heute mit der Schlüssel-Loch-Technik haben die Patienten nach der Operation weit weniger Schmerzen. Mit dem zusätzlichen Einsatz eines Schmerzkatheters können diese noch weiter reduziert werden.
Wie ist die Nachbehandlung?
Wir führen diese Operation kurzstationär durch. Nach dem Zug der Wunddrainage, im Regelfall am Folgetag, wird eine Knieschiene mit Gelenken, eine sogenannte Knieorthese, angepasst. Dann beginnt die Mobilisierung mit Unterarmgehstützen, unterstützt mit Krankengymnastik.
Empfehlen Sie eine Reha?
Der Patient bekommt zur Entlassung ein individuelles Nachbehandlungsschema für sich, seinen nachbehandelnden Arzt und Physiotherapeuten erklärt und ausgehändigt.
Die Knieorthese, die ein geschütztes Einwachsen im Knochen gewährleistet, wird 6 Wochen getragen. Nach 4 Wochen kann der Patient voll belasten und die Gehstützen abtrainieren. Das Übungsprogramm läuft jedoch in Stufen weiter über ein ganzes Jahr.
Wie lange ist man arbeitsunfähig?
Diese Frage ist sehr individuell zu beantworten. Wer zügig an den Schreibtisch zurück muss und einen Fahrdienst hat, kann seiner Arbeit auch schon nach 2 Wochen wieder nachgehen. Der körperlich Arbeitende braucht ungefähr 8 Wochen. Das Autofahren ist nach Erreichen der Vollbelastung nach 4 Wochen auch mit Knieorthese möglich.
Wann kann man nach der Operation wieder Sport treiben?
Die sportliche Betätigung ist Teil der postoperativen Nachbehandlung. Nach anfänglich abschwellenden Maßnahmen wird zunächst die Beweglichkeit und Muskelerhalt trainiert. Dann folgt das koordinative Training und der Muskelaufbau. So wird das Üben auf dem Hometrainer bereits in Abhängigkeit vom Bewegungsumfang ab der 7. Woche erlaubt. Dann folgen Sportarten wie Laufen und Schwimmen ab der 10. Woche. Knieverletzungsträchtige Sportarten wie Fußball und Schifahren sind erst nach 6 bis 12 Monaten erlaubt. Ausschlaggebend ist hier jedoch nicht der alleinige Zeitabstand von der Operation, sondern die gut trainierte Muskulatur und Koordination. Nur diese sind in der Lage in einer Stresssituation für das vordere Kreuzband in sekundenbruchteiliger Schnelligkeit anzuspringen und damit das Band zu schützen.
Warum sollte man für diese Operation in eine Spezialklinik gehen?
Bei den Kreuzbandverletzungen geht es nicht allein um die Rekonstruktion des kaputten Kreuzbandes. Genauso wichtig ist das Erkennen und die Behandlung der Kollateralschäden im Knie, da es sich immer um schwere komplexe Knieverletzungen handelt. So ist es wichtig, Meniskusverletzungen wenn möglich zu nähen, weitere Bandverletzungen durch Einsatz von körpereigenem blättchenreichem Plasma (PRP) zu behandeln oder Knorpeldefekte mit einer matrixgestützten, stammzellinduzierten Knorpeltransplantation zu versorgen. Hierzu sind meiner Meinung nach nur Spezialkliniken in der Lage.
Ihr persönlicher Rat an die Patienten?
Eine Kreuzbandverletzung ist eine schwere Kniegelenksverletzung. Eine zeitnahe Diagnostik durch einen Spezialisten ist für die Festlegung der individuellen Behandlung wichtig. Das an die Operation nachfolgende Trainingsprogramm ist intensiv und fordert vom Patienten Selbstdisziplin und Geduld. Insgesamt hat man gute Chancen, wieder ein im Alltag und Sport belastbares Kniegelenk zu bekommen.
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