Ihr Kontakt zu uns
Orthopädisches Krankenhaus Schloss Werneck
Balthasar-Neumann-Platz 1
97440 Werneck
Tel. 09722 21-5000
Fax: 09722 21-1447
info@kh-schloss-werneck.de
Prof. Dr. med. Christian Hendrich
Ärztlicher Direktor
|
T 09722 - 21 1403 |
F 09722 - 21 1447 |
Das künstliche Kniegelenk.
Herr Prof. Hendrich, die zweithäufigste OP in Werneck ist das künstliche Kniegelenk. Im letzten Jahr wurden über 1136 eingesetzt. Können Sie in einem Satz Ihr Behandlungskonzept erläutern?
Standardisierte OP-Technik – bewährte Implantatkonzepte vom Marktführer – optimale Schmerztherapie.
Die entscheidende Frage: Wann soll man sich operieren lassen?
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind die Ursachen für die Einschränkung der Lebensqualität unserer Patienten. Wenn diese Einschränkung so groß ist, dass die Patienten dafür bereit sind, das OP-Risiko hinzunehmen, ist es Zeit für die Operation. Die Entscheidung liegt also letztlich ganz allein beim Patienten. Von dieser Regel gibt es eine Ausnahme: Wenn der Patient älter als 75 Jahre ist, steigt rein statistisch gesehen mit jedem weiteren Jahr das allgemeine OP-Risiko – dann sollte man sich eher zu einer Operation entschließen.
Wie lange hält heute ein künstliches Kniegelenk?
Mit alten zementierten Hüftgelenken, werden Haltbarkeiten von 70 % über 25 Jahre erreicht. Künstliche Kniegelenke verhalten sich bis zu 15 Jahren Nachuntersuchung statistisch ähnlich. Wir gehen daher davon aus, dass diese Faustregel auch für künstliche Kniegelenke gilt.
Welche weiteren Risiken sind wichtig?
Gefürchtet ist vor allem die Infektion – im Bundesdurchschnitt geht man von 1 % aus – wir liegen glücklicherweise seit Jahren erheblich darunter. Unsere niedrigen Infektionsraten führen wir darauf zurück, dass wir alle unsere Prothesenoperationen mit sogenannten "Astronautenhelmsystemen" operieren, bei denen der Operateur vollständig von seinem Patienten getrennt ist.
Ein künstliches Kniegelenk muss die Beweglichkeit erst wieder lernen. Einige Gelenke bleiben schlecht beweglich. Fast ohne Ausnahme sind dies voroperierte Gelenke. Hier hilft häufig ein Durchbewegen unter Narkose innerhalb der ersten 3 Monate. Bei manchen Patienten gelingt es nicht, den individuellen Ansprüchen an die Stabilität des Gelenkes gerecht zu werden. Hier ist – glücklicherweise selten – ein stabileres Gelenk notwendig. Zahlenmäßig ist das häufigste Risiko die Thrombose und die Lungenembolie. Man geht etwa von unter 3 % aus. Mit den modernen Thrombosetabletten sehen wir gefährliche Thrombosen glücklicherweise kaum noch. Über all diese Risiken klären wir unsere Patienten in der Sprechstunde und vor der Operation noch einmal ausführlich schriftlich und mündlich auf.
Sie verwenden bei Erstoperationen ausschließlich Oberflächenersatzprothesen. Was bedeutet das?
Dieser Prothesentyp ersetzt nur die verschlissenen Knorpelanteile mit Metall und Kunststoff. Die Kapsel des Gelenkes, die Seitenbänder und Kniescheibe bleiben erhalten. Die Kniescheibe wird ebenfalls mit Kunststoff überkront. Das Ganze funktioniert wie eine Zahnkrone - das Knie bleibt vollständig. Ihr eigenes Gelenk.
Sie betonen sehr stark die standardisierte Operationstechnik.
In der Wissenschaft besteht heute Einigkeit. Gerade beim Knie ist die Erfahrung des Operateurs entscheidend. Nur dann ist auch eine standardisierte Operationstechnik möglich. Damit sinkt auch die OP-Zeit. Die OP dauert heute selten länger als 1 Stunde. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass kürzere OP-Zeiten auch weniger belastend für die Patienten sind.
Jedes Knie ist doch unterschiedlich. Haben Sie denn immer alle Größen vorrätig?
Die modernen Knieprothesen sind Baukastensysteme. Alleine im Standardprogramm haben wir über 30.000 (!) verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Zusätzlich gibt es noch Anbauteile, mit denen wir nahezu alle auch noch so schwierigen Ausgangssituationen beherrschen können. Als Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung haben wir diese Teile alle mindestens 2fach auf Lager.
Und bei besonders schwierigen Ausgangssituationen oder bei ganz jungen Patienten?
Hier haben wir eine ganz besondere Möglichkeit. Für diese Patienten fertigen wir bei uns im Hause eine spezielle Kernspintomographie an. Anhand dieser werden für die Patienten individuelle Schnittblöcke angefertigt, die nur für diesen Patienten passen und eine hoch präzise am Computer geplante Operation erlauben.
Wieviel Schmerzen hat man nach einer Knieprothese?
Patienten mit Knieprothesen haben generell für 3 bis 4 Tage deutliche Schmerzen. Aus diesem Grund setzt die Schmerztherapie bei uns auch bereits vor der Operation ein. Alle unsere Patienten erhalten einen Schmerzkatheter mit elektronischer Dauerpumpe. Über einen Schalter können sich die Patienten selbst nach Bedarf ihre Schmerzmittel dosieren. Mit diesem speziellen Katheter, der eine unserer Besonderheiten in Werneck ist, können wir die Schmerzen um die Hälfte reduzieren. In meinen Augen ist dies einer der wichtigsten Fortschritte der Knieendoprothetik der letzten Jahre.
Wie geht die Nachbehandlung? Empfehlen Sie eine Reha?
Beim Knie ist die Nachbehandlung ganz entscheidend. Als Faustregel versuchen wir 10° Beugung mehr als der postoperative Tag zu erzielen, also 2 Tage postoperativ mindestens 30°, 3 Tage 40° usw.. Auch die volle Streckung soll möglichst früh erreicht werden. Lieber geben wir etwas mehr Medikamente gegen die Schmerzen. Wenn uns die Patienten nach 1 Woche verlassen, möchten wir über 90° Beugung erzielen.
Wie lange ist man nach einem künstlichen Kniegelenk arbeitsunfähig?
Das hängt vom Beruf ab. Ich habe selbständige Patienten, die nach 3 Tagen wieder am Telefon arbeiten und nach 14 Tagen in ihrem Geschäft stehen. Die meisten Angestellten gehen nach 8 Wochen wieder zur Arbeit. Patienten mit körperlich belastenden Berufen sollten sich 10 bis 12 Wochen Zeit lassen.
Wann kann man wieder Auto fahren?
Gefahren werden jederzeit. Selbst fahren, wenn man keine Krücken mehr braucht – also in der Regel nach 6 Wochen. Wenn jemand sicher ohne Krücken laufen kann, darf er nach den gesetzlichen Vorschriften wieder selbst Auto fahren.
Kann man mit einem künstlichen Kniegelenk auch wieder Sport treiben?
Ja. Allerdings sollte man bei Sprung- und Stoßsportarten oder Marathonsportarten vorher mit uns sprechen. Wir werden unsere Patienten dann entsprechend beraten. Gegen Tanzen, Fahrradfahren, Schwimmen, Golf, Tennis oder auch Skifahren spricht eigentlich nichts, wenn man ausreichend trainiert ist.
Warum sollte man mit einem künstlichen Kniegelenk in ein Endoprothesenzentrum gehen?
Der Schlüssel zum Erfolg ist die Operationstechnik und damit die Erfahrung des Operateurs. In einem Endoprothesenzentrum sind diese Voraussetzungen sicher erfüllt. Je jünger oder je älter der Patient ist oder je größer seine Bewegungseinschränkung oder Achsfehlstellung, desto eher sollte er auf eine Zweitmeinung in einem Prothesenzentrum bestehen.
Ihr Rat an die Patienten?
Lassen Sie vor allem nicht unnötig vorher eine Gelenkspiegelung durchführen. Oberhalb von 65 Jahren bringt die Gelenkspiegelung selten einen dauerhaften Nutzen, häufig aber Narben, die später zu Bewegungseinschränkungen führen. Oberhalb von 75 Jahren steigt das allgemeine Operationsrisiko an. Wenn man weiß, dass eine Operation ansteht, sollte man sie nicht unnötig hinausschieben.
Ansprechpartner:
Mo. - Do. 8 - 16 Uhr
Fr. 8 - 12 Uhr
Telefonmenü:
Auswahl 1, anschl. 5
Tägl. 8 - 16 Uhr
Sa., Sonn- u. Ft. 11 - 13 Uhr
Telefonmenü:
Auswahl 1, anschl. 7